Inzwischen gibt es zum Glück so viele verschiedene Sorten an Pflanzenmilch, dass wirklich jeder eine für sich passende Alternative zu herkömmlicher Kuhmilch finden kann. Neben Geschmack und Nachhaltigkeit, ist mir persönlich auch die Schaumbarkeit für leckeren Cappuccino wichtig. Deswegen widme ich mich in diesen Artikel der Frage, womit veganer Milchschaum perfekt gelingt.
Noch kurz vorweg: Wie die meisten wissen, lebe ich nicht streng vegan oder vegetarisch. Ich reduziere den Konsum an tierischen Produkten, so weit wie möglich, aber hin und wieder esse ich auch Fleisch und konsumiere Käse. Doch bei Kuhmilch habe ich gemerkt, dass ich problemlos darauf verzichten kann, ohne wirklich verzichten zu müssen. Es gibt so gute und leckere Pflanzenmilchsorten, dass mein Kaffee und Porridge gut ohne Kuhmilch auskommen.
Welche pflanzliche Milchalternative macht den besten veganen Milchschaum?
Neben einem leckeren Geschmack, ist es ein großes Plus für mich, wenn der Pflanzendrink einen guten veganen Milchschaum erzeugt. Vor einigen Jahren noch war die Sojamilch meine erste Wahl – was wahrscheinlich aber auch daran lag, dass sie in den meisten Supermärkten die einzig mögliche Wahl war. Das Angebot war noch lange nicht so bunt wie heute.
Doch aus verschiedenen Gründen, die Du gleich weiter unten im Vergleich lesen kannst, haben Hafermilch und auch Mandelmilch dem alten Klassiker den Rang abgelaufen. Ich weiß, es gibt inzwischen noch viele andere Sorten. Kokosdrink, Cashewmilch, Dinkel- oder Reisdrink… Auf Grund der Übersichtlichkeit, meiner persönlichen Präferenz und weil diese drei Sorten noch die wohl weitverbreitetsten Milchalternativen sind, nehme ich nun Hafermilch, Sojamilch und Mandelmilch genauer unter die Lupe.
Hafer-, Mandel- oder Sojamilch – womit gelingt veganer Milchschaum am besten?
Geschmäcker sind verschieden. Was den einen zum Schwärmen bringt, schmeckt dem anderen vielleicht überhaupt nicht im Kaffee. Deswegen muss man sich im Zweifel einmal durch das komplette Supermarktregal probieren, bis man vielleicht DIE perfekte vegane Milch gefunden hat. Sojamilch schmeckt leicht bohnig-mild und für meine Zunge relativ neutral. Bei Nussmilch hingegen dominieren die Nussaromen deutlich, weswegen ich persönlich gerne Mandelmilch mag. Das Marzipanaroma passt in meinen Augen richtig gut zu Kaffee – aber auch das ist Geschmacksache. Hafer- und Dinkelmilch haben hingegen ein getreidiges Aroma. Ich empfinde (ungesüßte) Hafermilch zum Beispiel süßer als Soja- oder Nussmilch.
Bevor es nun endlich mit dem richtigen Test losgeht, möchte ich Dir noch verraten, dass ich mich in den letzten 1-2 Jahren zu einer totalen Hafermilch-Liebhaberin entwickelt habe. Nicht nur die Barista-Variante der Oatly, sondern auch andere Varianten wanderten wöchentlich in meinen Einkaufskorb. Deswegen war ich mir vor dem Test schon insgeheim sicher, wer gewinnen würde. Doch, Überraschung, die Oatly ist es nicht! Bist Du gespannt, dann geht es jetzt los.
Sojamilch – der Allrounder
Sojamilch (oder kurz: Silch) geht als solider Milchersatz durch. Sie war es, die das Thema Pflanzendrink in Deutschland ins Rollen gebracht hat. Man bekommt sie überall, der Geschmack ist von der Allgemeinheit erprobt und mit ihr lässt sich verlässlich guter veganer Milchschaum herstellen.
Gegen Silch spricht für mich der Geschmack – es gibt inzwischen deutlich aromatischere Milchalternativen sowie die Nachhaltigkeit bzw. Umweltbilanz. Industriell angebautes Soja ist unter anderem für die Abholzung der Regenwälder verantwortlich. Alpro bezieht seinen Soja zwar aus Kanada und Europa, doch wird auch dort bei der Herstellung der Milch beinahe so viel Energie verbraucht, wie bei der Kuhmilchproduktion.* Außerdem gibt es schließlich auch noch die Diskussion darüber, dass zu viel Soja in der Ernährung ungesund sein kann. Kauft man Sojamilch in Bio-Qualität, kann man zumindest sicher sein, dass der Anbau ohne Gentechnik und mit weniger Pestiziden stattgefunden hat.
Zusammenfassung:
- Geschmack: Cremiges Mundgefühl, mild und nur leicht bohnig. Im Vergleich zu den anderen beiden Sorten im Kaffee minimal sauer.
- Schaumigkeit: Schäumt stark, feinporig und stabil.
- Nachhaltigkeit: Kritisch auf Grund von gentechnisch veränderte Sorten in Monokulturen. Das Soja von Alpro kommt zum Großteil aus Kanada. Außerdem ist der Energie- sowie Landverbrauch im Vergleich zu Hafermilch deutlich höher.
Hafermilch – die (zurecht?) gehypte Alternative
Was ist nur passiert, dass man im letzten Jahr auf Social Media von der Oatly „Barista Hafermilch“ überflutet wird? Weil sie so unkompliziert und zugleich lecker ist, wird sie extrem gehypt und ist regelmäßig im Supermarkt ausverkauft. Auch ich greife oft zu ihr und mag sie im Kaffee richtig gerne. Diese Milchalternative ist gemacht für Skeptiker, die sich nur schwer von der Kuhmilch trennen können, denn der Geschmack und das Mundgefühl kommen „dem Original“ relativ nah.
Hafer gilt generell als nachhaltige Wahl in Sachen Pflanzendrink, weil sich das Getreide problemlos in Europa und sogar Deutschland anbauen lässt.
Zusammenfassung:
- Geschmack: Sehr lecker, sahnig und mild. Von den Getesteten am ehesten wie Kuhmilch.
- Schaumigkeit: Sehr gut, aber im Test überraschenderweise nicht ganz so stabil wie Soja- und Hafermilch. Außerdem auch nicht ganz so feinporig.
- Nachhaltigkeit: Okay, da Hafer gut in Europa angebaut werden kann. Außerdem wird nur halb so viel Energie verbraucht, wie bei der Herstellung von Sojamilch.* Allerdings ist Oatly eine schwedischer Hersteller und setzt somit schwedischen Hafer ein. Noch besser wäre deutscher Hafer (wie zum Beispiel bei Berief – oder selbstgemachter Haferdrink. Ein Rezept dafür findest Du weiter unten).
Mandelmilch – der überraschende Sieger
Mein Gott, wie hat mich dieser schneeweiße, dicke Milchschaum der Mandelmilch um den Finger gewickelt. Diese luftig-lockere Wolke ist zum Löffeln gut! Leicht süßlich-nussig rundet sie den Kaffeegeschmack im Cappuccino gut ab. Sie wirkt weniger sahnig als die Oatly Barista, was ich aber als angenehm empfinde. Unterm Strich habe ich hier meinen Favoriten für veganen Milchschaum gefunden.
Allerdings ist die Mandelproduktion nicht wirklich ökologisch wert- und sinnvoll. Bis zu 17 Mal mehr Wasser wird bei der Produktion von Mandelmilch im Vergleich zu herkömmlicher Kuhmilch verbraucht. Außerdem ist für das Bestäuben der Mandelbäume industrielle Bienenhaltung notwendig, was für Milliarden Bienen wahrlich kein leichter Job ist. Die Pestizide, die auf den Plantagen eingesetzt werden, begünstigen das weltweite Bienensterben immens.* Die Mandeln des Rewe Mandeldrinks kommen zwar nicht aus dem stark belasteten Kalifornien, sondern aus Europa. Doch auch dort ist die Haltung von Bienenvölkern sowie ein großer Wasserverbrauch unverzichtbar.
Zusammenfassung:
- Geschmack: Überraschend lecker. Milchig und leicht süßlich. Das Mandelaroma ist nicht so stark und rundet den Kaffeegeschmack fein ab. Wirkt nicht ganz so reichhaltig wie die beiden Vorgänger.
- Schaumigkeit: Der schneeweiße Schaum ist extrem stabil und feinporig
- Nachhaltigkeit: Geht so. Die Mandeln kommen zwar aus mediterranen Anbaugebieten in Europa, allerdings wird dabei sehr viel Wasser benötigt und Bienenvölker in Mitleidenschaft gezogen.*
Veganer Milchschaum – kein eindeutiges Ergebnis
Lässt man die ökologischen Aspekte aussen vor, dann hätte ich für den Geschmack, die Optik und Schaumigkeit die Mandelmilch zu meinem Favoriten in Sachen „perfekter veganer Milchschaum“ erklärt. Doch der hohe Wasserverbrauch sowie das Bienensterben sprechen dagegen. Die Hafermilch ist eine gute Alternative und wenn man sie selbst macht, dann kann man sogar noch mehr auf gute und regionale Inhaltsstoffe achten.
Durch den Gedanken inspiriert, machte ich mir vor einigen Tagen dann an meine erste selbst gemachte Hafermilch. Mit Mixer und einem Passiertuch ausgestattet ist das Ganze ein Kinderspiel.
Rezept selbstgemachte Hafermilch
Zutaten für (1 L Milch)
100 g kernige Haferflocken
1 L Wasser (+ zusätzliches Wasser zum Einweichen)
1 Prise Salz
1 TL Agavensaft oder anderes Süßungsmittel nach Wahl
Zubereitung
- Haferflocken in einer Schüssel mit Wasser bedecken und 30 Minuten quellen lassen.
- Wasser abgießen und eingeweichte Haferflocken unter fließend kaltem Wasser abspülen.
- Abgespülte Haferflocken mit 1 L Wasser, Salz und Süßungsmittel nach Wahl im Standmixer fein pürieren.
- Hafermilch über ein feines Sieb oder Passiertuch gießen und in Glasflaschen im Kühlschrank aufbewahren.
Haltbarkeit von selbst gemachter Hafermilch
Der selbst hergestellte Haferdrink hält im Kühlschrank 3-4 Tage. Allerdings trennt sich die Milch, da sie keine Emulgatoren enthält und sollte daher vor der Verwendung einmal gründlich geschüttelt oder durchgerührt werden.
Was kann man mit den Haferflocken machen, die noch im Sieb übrig bleiben?
Mit dem sogenannten Trester von Hafermilch kann man nicht mehr viel ausrichten. Zumindest bleiben bei meiner Zubereitungsweise nur sehr wenige, kleine Krümel im Tuch hängen.
Und jetzt: Der Schaum-Test
Veganer Milchschaum aus selbstgemachtem Haferdrink – Fazit
Die selbst hergestellte Hafermilch schmeckt richtig gut, rundet den Kaffeegeschmack fein ab – aber lässt sich leider kaum aufschäumen. Das Ergebnis ist wirklich keines Fotos wert. Das vielleicht 0,25 cm hohe Milchschaumkrönchen ist sehr großporig und fällt super schnell knisternd zusammen. Dennoch bin ich ein großer Fürsprecher der selbstgemachten Hafermilch. Ihr Preis-Leistungs-Nachhaltigkeits Verhältnis ist in meinen Augen perfekt! Daher heißt das nächste Experiment: Selbstgemachten Haferdrink baristafähig zu machen.
Soll ich das Rezept für Barista-Hafermilch mit Dir teilen, wenn mit dem Ergebnis zufrieden bin?
Zu guter letzt: Das Thema Preis habe ich bei dem Test bewusst nicht mit einfließen lassen. Da alle pflanzlichen Milchalternativen sich in einem ähnlichen Preisrahmen befinden (1,79 € bis 2,49 €), ist dieser Wert nicht ausschlaggebend für das Ergebnis. Manche beschweren sich darüber, dass Pflanzendrinks so viel teurer als Kuhmilch seien. Das stimmt. Aber ehrlich gesagt würde ich mich mehr darüber aufregen, dass Kuhmilch teilweise so spottbillig verkauft wird. Außerdem – so als letzten Fact für heute – wird Pflanzenmilch mit 19 % Mehrwertsteuer besteuert. Im Gegensatz dazu die Kuhmilch mit 7 %, weil sie angeblich zur Grundversorgung gehört.
* Quelle: https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/oekobilanz-pflanzenmilch
Das war eine sehr schöne Gegenüberstellung von drei Milch Alternativen. Toll, dass auch die Nachhaltigkeit hier mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht wird. Oatly schreibt, dass sie für die Barista Version Säureregulierende Zusätze verwenden. Leider aber nicht, was für welche und so bleibt man im Ungewissen, ob man auf diese ggfs. lieber verzichten würde…
Daher bin ich sehr gespannt, was du herausfindest….
Keep me pinappled!😊
Beate
Liebe Beate,
vielen Dank für dein positives Feedback! 🙂 Ja, die meisten Firmen könnten wirklich noch etwas transparenter mit ihren Inhaltsstoffen umgehen. Da gibt es auf jeden Fall noch Verbesserungspotenzial.
Liebe Grüße,
Amy