Jamie Oliver Kochbuch „7 mal anders“ – Viele Gerichte mit Lieblingsrezept-Potenzial
Das erste Kochbuch, das ich mir jemals gekauft habe, war von Jamie Oliver. Die knapp 30 Euro für das Hardcover taten meinem Taschengeldkonto ganz schön weh. „So viel Geld für ein Kochbuch.“, dachte mein 15-jähriges Ich damals. Gut, dass mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst war, wieviel Geld ich in meinem Leben noch für kulinarische Werke ausgeben würde… Nichtsdestotrotz war ich wahnsinnig stolz auf meinen Kauf. Es fühle sich nicht an, wie sinnloses Geld verprassen, sondern wie eine Investition in mein Zukunfts-Ich. Wie viel Recht ich damit behalten sollte, war mir ebenso nicht klar, als ich damals im Jahr 2002 mit erhobenem Haupt aus dem Buch Kober in Mannheim hinaus auf die Planken marschierte und das schwere „Kochen mit Jamie Oliver“* an meinem Rücken, sicher verstaut im Eastpack, spürte. Ach, wie lang ist das her!
Dasselbe wird sich wahrscheinlich auch Herr Oliver denken, wenn er an ebendieses Erstlingswerk zurückdenkt. Ich kann mich noch an Passagen erinnern, in denen er hingebungsvoll die Zubereitung von Nudelteig erläutert – und erklärt, dass man Teige allgemein so behandeln solle wie eine Geliebte. Ich hatte eine Schwäche für den Wortwitz und all sein Wissen über gutes Essen, auch wenn meine Eltern sich für mein Interesse ein wenig zu wundern schienen. Im Grunde habe ich meinen heutigen Job diesem Buch zu verdanken, weil es mir gezeigt hat, dass man die Liebe zum Essen mit dem Beruflichen leidenschaftsvoll verbinden kann.
22 Kochbücher in zwei Jahrzehnten
Wieviel Zeit seitdem vergangen ist, offenbart schon rein auf visueller Ebene der erste Blick in Jamie Olivers neuestes Kochbuch. „7 mal anders“ heißt der deutsche Titel und zwischen diesem und „The Naked Chef“ liegen – sofern ich mich nicht verzählt habe – 22 weitere Kochbücher des Autors. Das ist ein ganz schön dicker Batzen an Rezepten, finde ich. Ob ein Koch (und das Team dahinter) so viele neue Gerichte entwickeln kann, ohne zu viel zu doppeln – aber gleichzeitig dabei auch nicht den Ursprung zu verlieren? Oder ist es bei fast zwei Dekaden umso wichtiger, dass von dem unbedarften, jünglichen Jamie vielleicht nur noch eine oder zwei Prisen übrig geblieben sind, um seinen Stand als inzwischen weltbester und -bekanntester Koch zu verdeutlichen? Kocht der Jamie von heute anders als damals?
Kluges Konzept im Jamie Oliver Kochbuch „7 mal anders“
Jamie Oliver präsentiert uns in diesem bunten, modern gestaltetem Werk eine (naja im Grunde 120) intelligente Herangehensweise(n) für die Lösung eines alltäglichen Problems. Die Frage „Was soll ich morgen kochen?“ beantwortet mir mein Liebster meist nicht sehr detailliert. Eher schwammig wirft er eine, maximal zwei Zutaten in den Raum „Was mit Hähnchen.“ zum Beispiel. Oder „Brokkoli könnten wir mal wieder essen.“ Genau für diesen Zweck ist das „7 mal anders“-Konzept genial, auch wenn es leicht an das vorherige Kochbuch „5-Zutaten Küche“ erinnert. Doch ein Rad muss meiner Meinung nach auch gar nicht unbedingt komplett neu erfunden werden, wenn es funktioniert.
Perfektes Jonglieren mit Lieblingszutaten
Und das tut es in der Tat! Denn Jamie Oliver hat beim Jonglieren mit wenigen Zutaten, die aber dank ein paar schlauer Kniffe trotzdem für großen Gaumenspaß sorgen, einfach den Dreh raus. Die Kombination der Lebensmittel ist meist eher simple, aber das Ergebnis trotzdem fantastisch. Während er in seinem Erstlingswerk noch in die Ferne schweifte, kulinarisches Vokabular in den Raum warf, wovon nur sehr kochaffine Personen direkt wussten, was gemeint war (Semifreddo, Mehl Type 00) und seine Liebe zu den Produkten eher in einzelnen Details erkennbar war, glänzt er heute mit einer schnellen und gesunden Familienküche, die im Alltag gut funktioniert – und die als großes Ganzes geschmacklich niemals langweilig wird. Der Grund dafür liegt darin, dass die Gerichte alle den bestimmten „Jamie-Drive“ abbekommen haben, den er sich selbst erst über Jahre hinweg erkocht hat. Diese spezielle Zutat macht zum Beispiel aus einer einfachen Spaghetti Carbonara nur dank Zucchini, Thymian und Pancetta ein richtiges Lieblingsgericht.
Nachdem das Kochbuch den ersten Rezepttest mit der „Hähnchen-Nudel-Suppe“, die sich schnell als neue Lieblings-Feierabendsuppe entpuppte, schon mit Bravour bestanden hatte, probierte ich mich gestern an der „Kinderleichten Brokkoli-Quiche“. Fertiger Strudelteig und eine simple Füllung aus Hüttenkäse, Senf, Ei und Brokkoli versprachen ein einfaches, aber solides Geschmackserlebnis. Auf die Idee, die einzelnen Strudelteigschichten mit rotem Pesto zu bestreichen, wäre ich beispielsweise nie gekommen – und das ist für mich wieder so ein typischer Jamie-Kniff. Auch von diesem Rezept waren wir sehr angetan!
Jamie Olivers neue Kochbuch bleibt für mich die Referenz für Alltagsküche mit dem gewissen Etwas. Es ist ein Ratgeber für Köche, die ihre Lieblingszutaten in neuem Glanz schmecken und sich an einem optisch sehr schönem, minimalistisch gestaltetem Buch erfreuen wollen. Zu meiner anfangs gestellten Frage: Der junge Jamie, der wild mit Zutaten umher wirft und mit Freude fremde Aromen miteinander kombiniert, ist noch da. Er ist nur ein bisschen erwachsener und familienorientierter geworden.
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